Rumbach Wie die Orgel der Christuskirche ihre Reise nach Lettland antritt

Etwa drei Tage wird der Ausbau der Rumbacher Orgel dauern. Unser Bild zeigt (von links) Pfarrer Philipp Walter mit den lettische
Etwa drei Tage wird der Ausbau der Rumbacher Orgel dauern. Unser Bild zeigt (von links) Pfarrer Philipp Walter mit den lettischen Orgelbauern Visturs Ilsums und Mikas Dzenitis.

Die Christuskirche in Rumbach bekommt eine neue Orgel. Die alte wird von zwei Orgelbaumeistern abgebaut, nach Lettland gebracht und dort wieder aufgebaut. Was die beiden dafür auf sich nehmen und welche Rolle die größte lettische Schokoladenfabrik spielt.

Etwa zwei Tage waren die beiden Orgelbauer Viesturs Ilsums und Mikus Dzenitis mit ihrem Transporter unterwegs – davon 24 Stunden auf der Fähre. Sie sind eigens aus der lettischen Hauptstadt Riga angereist, um die Orgel aus der Christuskirche in Rumbach abzubauen und in ihre Heimat zu bringen, wo sie als Orgelbaumeister tätig sind.

„Die Orgel soll in Lettland wieder aufgebaut werden, deshalb ist große Sorgfalt geboten. An manchen Stellen müssen wir vorsichtig Markierungen aufbringen, und alles muss sicher für den Transport verpackt werden“, sagt Ilsums. Der komplette Abbau wird drei Tage dauern, ehe sie den Rückweg nach Lettland antreten. Für die Orgelbauer geht es dann aber nicht zurück nach Riga, sondern nach Pūre, einer Stadt im Westen des Landes.

Kirche als Kriegsfilmkulisse

In der Zeit der russischen Besatzung wurde die dortige Kirche als Kulisse für Kriegsfilme genutzt, es wurde mit echter Munition geschossen. „Dementsprechend mitgenommen war das Gebäude“, sagt Dzenitis. Die Orgelpfeifen seien auf den Feldern ringsum zu finden, aber sie seien nicht mehr zu retten gewesen. Seit etwa 20 Jahren feiert die Gemeinde dort wieder Gottesdienste, nur eine Orgel fehlt – noch.

Schon jetzt freut sich die Organistin der Kirche auf ihr neues Instrument. Sie möchte in Zukunft neben den Gottesdiensten auch Konzerte spielen. Die Rumbacher Orgel mit drei Pedalregistern, zwölf Registern und etwa 800 Orgelpfeifen wird exakt auf die Empore in Pūre passen. „Es werden nur fünf Zentimeter übrig bleiben, das ist fast unglaublich“, schwärmen die Orgelbauer und machen sich ans Werk.

Fahrt nach Lettland angepeilt

„Für die Rumbacher Christuskirche war diese Orgel sowieso immer schon sowohl klanglich als auch optisch überdimensioniert“, erklärt Pfarrer Philipp Walter. Gebaut wurde die Orgel in den Nachkriegsjahren. „Deshalb ist auch das Material nicht unbedingt erste Qualität. Auch zwei Renovierungen haben ihr nicht unbedingt gutgetan“, sagt der Pfarrer. Und weil man bei einem Verkauf kaum mehr etwas dafür bekommen hätte, sie aber durchaus noch spielbar ist, hat man sich entschlossen, die alte Orgel zu spenden.

Eine Fahrt nach Lettland steht für ihn schon auf dem diesjährigen Reiseprogramm – wenn dort die alte Rumbacher Orgel eingeweiht wird. Einen Vorgeschmack haben die beiden Orgelbauer schon mitgebracht. Als Gruß von der Gemeinde gab es eine große Tüte mit Schokolade aus Pūre für den Pfarrer, denn in dem Ort steht nicht nur die alte Kirche, sondern auch die größte Schokoladenfabrik Lettlands.

Neue Orgel wird im Juni vorgestellt

Die neue Orgel für Rumbach wurde von einem niederländischen Orgelbauer vermittelt, der über den Kontakt von Pfarrer Philipp Walter wusste, was in Rumbach gebraucht wird. Er gab auch den entscheidenden Hinweis darauf, dass die Gemeinde in Lettland eine Orgel braucht. „Wir sind an dem Projekt ,neue Orgel’ schon seit fünf bis sechs Jahren dran und freuen uns, dass die Orgelbaufirma Reil ein Instrument für uns gefunden hat. Die neue Orgel ist etwa 30 Jahre alt und technisch einwandfrei“, sagt der Pfarrer, der sich schon darauf freut, wenn das Instrument in den nächsten Wochen geliefert wird. Die Einweihung der Orgel soll am 16. Juni sein.

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